Maikäfer, flieg
Maikäfer, flieg. Der Vater ist im Krieg. Die Mutter ist in Pommerland, Pommerland ist abgebrannt. Maikäfer, flieg.
Ist das nicht ein eigenartiges Lied?
Liebliche Melodie, traurig-dramatischer Text. Kurz. Knapp. Geheimnisvoll.
In zahlreichen Forschungsergebnissen wird der Beginn des Entstehungsprozesses des heute bekannten Liedtexts auf die Zeit des Dreißigjährigen Krieges datiert. Begründet wird dies etwa mit der nur bis etwa 1650 sehr populären und danach kaum noch verwendeten Versform. Der Liedforscher Eberhard Nehlsen verweist in diesem Zusammenhang auf ein Volkslied mit nahezu identischem Versmaß, das nachweislich aus dem Dreißigjährigen Krieg stammt:
Bet, Kind, bet! Morgen kommt der Schwed. Morgen kommt der Oxenstern, Der wird dich das Beten lehrn. Bet, Kind, bet!
Wer sich in die Historie von “Maikäfer, flieg” weiter vertiefen möchte, dem sei ein Essay aus der Frankfurter Allgemeinen Zeitung sehr ans Herz gelegt.
Die heute bekannte Melodie des Liedes wurde von Johann Friedrich Reichardt 1781 nach einer Volksweise komponiert und entspricht der des Wiegenliedes Schlaf, Kindlein, schlaf, von dem ein Textfragment seit 1611 (nach anderer Angabe: 1605) überliefert ist. Möglicherweise ist also Maikäfer, flieg nur eine Parodie auf zuvor genanntes Lied …
Schlaf, Kindlein, schlaf
Das Vokalensemble freiklang lässt im Hörbeispiel ein Wiegenlied erklingen, dessen älteste überlieferte Fassung ein Text- und Melodiefragment der ersten Strophe ist, das 1611 als Teil eines Quodlibets in Melchior Francks Fasciculus quodlibeticus erscheint. Die heute verbreitete Melodie des Wiegenliedes wurde von Johann Friedrich Reichardt, wie oben erwähnt, 1781 nach einer Volksweise komponiert. Das Lied fand im ganzen deutschen Sprachraum Verbreitung. 1897 konnte Franz Magnus Böhme in seinem umfangreichen Werk Deutsches Kinderlied und Kinderspiel bereits 36 Textvarianten abdrucken. Für die Kinderliedforscher:innen unter euch haben wir diese in folgendem PDF für euch bereitgestellt.